Auch ich habe mich neulich über die Lockerungen in unserer Gesellschaft aufgrund der Corona-Pandemie sehr gefreut. Der ersehnte Besuch bei den Eltern, die leckere Pizza beim Italiener unter Einbehaltung der Abstände – das Drücken der Lebens-Resettaste wirkt sich für alle befreiend aus. Diese zwar noch reglementierte Freiheit ist angenehmer zu ertragen als die zwingend erforderlich gewesenen Beschränkungen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Viele Menschen litten sehr unter der starken Beeinträchtigung der Sozialkontakte, als die Tuchfühlung zu den Liebsten fast ausschließlich über soziale Medien erfolgen durfte. Viele Tränen flossen.
Dennoch möchte ich die Folgen der Corona-Krise nicht vollends verteufeln. Wir alle durften und dürfen noch immer positive Veränderungen um uns herum beobachten. Noch niemals zuvor habe ich ein solch intensives Gezwitscher in unserem Garten und im Wald gehört. In unserem Vogelhaus herrschte ein derartiger Betrieb, daß das Futter schon nach zwei Tagen nachgefüllt werden musste. Klares Wasser in Venedig, Delfine, die vor Istanbul im Bosporus gesichtet werden – die Natur blüht seit März 2020 in einem ungeahnten Maße auf. Der Himmel erstrahlt in einem tiefen Blau, wie ich ihn noch nie wahrgenommen habe, weil die Flugzeuge nicht fliegen. Auf den Straßen herrscht kein dichtes Gedränge, weil die Menschen in Kurzarbeit oder im Homeoffice tätig sind. Man kommt daher zügiger voran. Dinge und Erscheinungen, die im Februar dieses Jahres noch unvorstellbar waren.
Es ist die verordnete Einschränkung des Menschen in seiner bisherigen Lebensweise, die in den vergangenen Wochen einiges Gutes bewirkt hat. Bei der Rückkehr ins gewohnte Leben nach Corona sollte es für uns alle doch erstrebenswert sein, einige dieser Werte in die neue, alte Lebensordnung zu integrieren. Ich blicke gespannt in die Zukunft, kann meine Skepsis aber nicht verbergen.
Huck (ehrenamtlicher TS-Mitarbeiter)